GuD-Kraftwerk Irsching

Weltweit effizientestes Gaskraftwerk soll regulär Strom liefern

2. Juli 2020, 16:21 Uhr | Hagen Lang
Das GuD-Kraftwerk in Irsching
© Uniper

Aufgrund des Gaspreisverfalls sollen die GuD-Kraftwerks-Blöcke Irsching 5 und Irsching 4 ab Oktober wieder regulär Strom produzieren. Die Eigentümer wollten die effizientesten GuD-Blöcke der Welt zuvor mehrfach vergeblich wegen des durch die Energiewende unterminierten Business-Case schließen.

Es gibt weltweit wohl kaum ein Gaskraftwerk mit einer bewegteren Geschichte als Irsching. Sein Kraftwerksblock 4 mit einer Leistung von 561 MW ging 2011 in Betrieb. Mit einem Wirkungsgrad von 60,4 Prozent war es seinerzeit das effizienteste Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD) weltweit. Für den hocheffizienten GuD-Betrieb ausgelegt war auch der 2010 in Betrieb genommene, 847 MW starke Block 5 mit einem Wirkungsgrad von ebenfalls knapp 60 %. 

Das Wachstum der Erneuerbaren Energien in Deutschland, die häufig den Spitzenbedarf am Tag mit Solarstrom decken, entzog dem Betrieb der Kraftwerksblöcke jedoch die wirtschaftliche Grundlage. Nachdem die Eigentümer jährlich Millionenverluste zu beklagen hatten, stellten sie vielfach Anträge, die Kraftwerksblöcke stilllegen zu dürfen. Dies wurde von der Bundesnetzagentur, dem Übertragungsnetzbetreiber TenneT und der Politik aber verweigert, da aufgrund der Abschaltung der Kernenergie alle Kraftwerke in Süddeutschland als systemrelevant betrachtet und als Bereitschaftsreserve vorgehalten werden müssen. 

Zuletzt hatten die Eigentümer von Irsching 4 und 5 im September 2019 die vorläufige Stilllegung der Blöcke von Oktober 2020 bis Ende September 2021 angezeigt. Auch diese wurde ihnen unter Anwendung der Netzreserveverordnung verboten. Das bedeutet, dass die Blöcke ausschließlich dann zum Einsatz kommen, wenn ihre Leistung zur Stabilisierung des Netzes gebraucht wird. Das ist dann der Fall, wenn das Netz in Süddeutschland wegen temporärer Engpässe gestützt werden muss. 

Stillegungs-Anzeige zurückgenommen 

Hintergrund sind die verbesserten Marktpreise – insbesondere die gesunkenen Gaspreise –, die den Eigentümern von Block 5 (Uniper, N-ERGIE, Mainova und ENTEGA) einen wirtschaftlichen Betrieb des hocheffizienten Gaskraftwerks 5 möglich erscheinen lassen. Parallel dazu – und aus den gleichen Gründen – bereitet Uniper als alleinige Eigentümerin den Marktbetrieb des Gaskraftwerks Irsching 4 vor. Die Eigentümer behalten sich vor, die Situation von Jahr zu Jahr neu zu bewerten und die Entscheidung bei verschlechterten Marktkonditionen zu revidieren. 

David Bryson, Vorstandsmitglied und COO von Uniper erklärte: „Wir haben immer gesagt, dass wir laufend prüfen, ob die wirtschaftlichen Marktentwicklungen eine Rückkehr von Irsching erlauben. Aus heutiger Sicht besteht die Möglichkeit, in der absehbaren Zukunft leicht verbesserte Margen durch den Einsatz am Markt zu erzielen. Hocheffiziente und moderne Gaskraftwerke wie Irsching 4 und 5 sind im Prinzip besonders gut geeignet, ein Fundament für die stark schwankende Stromerzeugung aus Wind und Sonne zu bilden. 

Die Bundesregierung sollte daher jetzt die Gelegenheit ergreifen, den Empfehlungen der Kohlekommission zu folgen und nach der Festlegung der Rahmenbedingungen für den Kohleausstieg nun auch die Sicherstellung einer kontinuierlichen Stromversorgung in der deutschen Gesetzgebung zu verankern. Hier mangelt es bisher an Transparenz und Verlässlichkeit. Vor allem ist das System der unterschiedlichsten Reserven nicht zukunftsorientiert, da es weitgehend auf ältere Bestandsanlagen fokussiert.“


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