VDE-Energiegipfel formuliert Forderungen an Regierung

Die Energiewende findet im Smart Grid statt

6. November 2013, 11:48 Uhr | Hagen Lang
Formulierten die Expertenposition auf dem internationalen Kongress der Energietechnischen Gesellschaft im VDE (VDE|ETG): Dr.-Ing. Joachim Schneider - VDE-Präsident, Prof. Dr.-Ing. Jochen Kreusel - Vorsitzender der Energietechnischen Gesellschaft im VDE (VDE|ETG), Dr.-Ing. Udo Niehage - Mitglied im VDE-Präsidium und Prof. Dr.-Ing. Albert Moser - Mitglied im Vorstand der VDE|ETG, Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft, RWTH Aachen
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Auf dem internationale Kongress der Energietechnischen Gesellschaft im VDE (VDE|ETG) am 5. und 6. November in Berlin haben Experten Chancen und Risiken der Energiewende bewertet und darauf aufbauend Forderungen an die neue Bundesregierung formuliert.

Intelligente Stromnetze böten allein die Lösung zur Bewältigung der Energiewende-Probleme. Nötig sei ein intelligentes Lastmanagement zur Synchronisierung von volatiler Erzeugung und Verbrauch und die Automatisierung der Verteilnetze. Im Smart Grid finde die eigentliche Energiewende in Deutschland statt. Das waren die Kernthesen der Experten auf dem internationalen Kongress der Energietechnischen Gesellschaft im VDE (VDE|ETG). An die Verteilnetzebenen war 2012 mit 83 GW bereits mehr Leistung angeschlossen als an den Übertragungsnetzen. Bisher waren in Deutschland rund 8.000 Anlagen - Kraftwerke und Schwerpunktstationen in den Netzen - fernüberwacht und ferngesteuert zu denen jetzt dezentrale Erzeugungsanlagen und die etwas mehr als eine halbe Million Ortsnetzstationen hinzukommen. Damit sei die automatisierte Beherrschung von Millionen von Elementen eine der wesentlichen Herausforderungen für die wirtschaftliche Effizienz der Energiewende, so die Expertenmeinung.   

In einer Umfrage unter Energieexperten, die am Rande des von VDE, IEC und State Grid Corporation of China ausgerichteten World Smart Grid Forums (WSGF) im September 2013 in Berlin durchgeführt wurde, sahen die Experten ein zunehmendes Risiko von Stromausfällen wegen der wachsenden Volatilität aufgrund der schwankenden Einspeisung von Energie aus erneuerbaren Quellen, wegen der zunehmenden Dezentralität der Erzeugung und wegen möglicher Cyber-Attacken. Insbesondere die verstärkte Anwendung von Automatisierungs- und Informationstechnik in den Netzen - und das heißt: Smart Grids - könne die Verlässlichkeit und Sicherheit der Stromversorgung verbessern. Engpässe für den Einsatz von Smart Grids liegen laut Umfrage vor allem bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen und der Regulierung. Dementsprechend sieht auch mehr als ein Viertel der Befragten die Politik und Regulierung als wesentliche Impulsgeber für die Bereitstellung von Smart Grids in den nächsten zehn Jahren.

Die Politik müsse Rahmenbedingungen schaffen, um Investitionen in Smart Grids, den Kraftwerkspark oder die Speicherforschung zu intensivieren. Dies sei durch Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und die Erprobung neuer Technologien, wie beispielsweise Power to Gas, zu flankieren. Eine stärkere Zentralisierung der Zuständigkeiten für die Energiewende auf politischer Ebene sei nötig, sowohl national als auch in der EU. Von den Folgen der deutschen Energiepolitik sind einerseits zunehmend auch Nachbarländer betroffen sind, zum anderen müssen die technischen Voraussetzungen für einen funktionierenden europäischen Energiemarkt geschaffen und Tausende Kilometer von Stromtrassen gebaut oder modernisiert werden. Da man die Kosten der Energiewende in den nächsten zwei Jahrzehnten allein für Deutschland auf dreistellige Euro-Milliardenbeträge schätzt, führe an höheren Investitionen und einem zukunftsfähigen europäischen Systemdesign kein Weg vorbei.

Für den Erfolg der Energiewende erwarten die VDE-Experten von der neuen Bundesregierung neben einem stringenten Gesamtkonzept die Befolgung der Normungsroadmap Smart Grid des VDE|DKE, die Fokussierung auf Fragen der IT-Sicherheit, die Priorisierung von Smart Grid Themen durch die Forschung, sowie die Bündelung der administrativen und exekutiven Kompetenzen auf Deutscher und Europäischer Ebene.


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