Mini-BHKWs liefern Regelenergie

LichtBlick und EnVersum: Das virtuelle Kraftwerk im Keller

26. Oktober 2010, 7:30 Uhr | Heinz Arnold
Dr. Erich Ogilvie, EnVersum: »Das MiniVersum stößt auf gute Resonanz, wir erhalten derzeit zwischen fünf und acht Anfragen pro Tag.«
© EnVersum

Die Idee klingt gut: Kleinblockheizkraftwerke in Häuser zu installieren, die Wärme und Strom mit einem Wirkungsgrad bis zu 97 Prozent erzeugen. Intelligent zusammen geschaltet, könnten Tausende dieser Mini-BHKWs ein einziges virtuelles Kraftwerk bilden.

Mini-BHKWs könnten damit zusätzlich Regelenergie liefern, die wegen der Einspeisung fluktuierender Energien dringend benötigt und gut bezahlt wird.

Warum wird die Idee bisher nicht schon freudig umgesetzt, obwohl doch die Kraft-Wärme-Koppelung schon lange bekannt ist? Dazu zunächst ein Blick auf das Mini-BHKW selbst. Es besteht aus einem Verbrennungsmotor, der wiederum einen Generator antreibt und damit Strom erzeugt. Der Verbrennungsmotor liefert Wärme, die das Haus heizt.

Die Schwierigkeit fängt aber schon beim Verbrennungsmotor an. Denn die Motoren, die aus dem Auto bekannt sind, eignen sich nicht zum Einsatz in einem BHKW, weil die Motoren für Autos auf ganz andere Anforderungen optimiert sind, als sie die BHKWs stellen. Hier stehen an erster Stelle Zuverlässigkeit und Langlebigkeit.
Zweitens – und das ist ein ganz wesentlicher Punkt – ist es nicht so einfach, viele BHKWs zu einem virtuellen Kraftwerk zu verbinden.

Deshalb gibt es im Moment nur zwei Firmen, die sich dieser Idee verschrieben haben und damit bereits am Markt sind: In alphabetischer Reihenfolge sind dies EnVersum und LichtBlick. LichtBlick hat es zu einiger Bekanntheit gebracht, weil das Unternehmen den Vertrag über die Lieferung von Gasmotoren mit VW groß angekündigt hat. Im Moment kämpft LichBblick ein wenig mit Lieferverzögerungen. 

Die Serienproduktion des Motors will VW nun Ende des Jahres starten, 2011 will LichtBlick eine niedrige vierstellige Zahl an ZuhauseKraftwerken installiert haben. Laut LichtBlick lohnt sich der Einbau ab einer Wärmemenge von 45.000 kWh pro Jahr, es kommen also vor allem Mehrfamilienhäuser und größere Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Kirchen in Frage. Die ZuhauseKraftwerke benötigen eine Fläche von 7 m² im Keller. Die Steuerung der Anlage erfolgt über GSM, wobei LichtBlick auch Wetterdaten einfließen lässt. So können die Anlagen je nach Wärmebedarf des Kunden und der Möglichkeit, Strom zu einem guten Preis (etwa bei Flaute) zu verkaufen, intelligent gesteuert werden. Für die Investition berechnet Lichtblick 5000 Euro, der Grundpreis beträgt 20 Euro, der Wärmepreis beträgt 5,96 Cent pro kWh, als Umweltbonus werden 0,5 Cent pro kWh gut geschrieben und als Miete für den Standplatz im Keller bezahlt LichtBlick 5 Euro im Monat.

Die zweite  Firma, die sich mit diesem Ansatz befasst, bereits Geräte liefern kann und auch schon bundesweit bei Kunden einbaut, ist EnVersum. Das Unternehmen setzt auf die Motoren von SenerTec, die unter dem Namen Dachs einen guten Ruf in der Kraftwärmekopplungs-Szene genießen. Ein Dachs verbraucht im Vergleich zum konventionellen Großkraftwerk 30 Prozent weniger Primärenergie und senkt den CO2-Ausstoß um 47 Prozent. 22.000 Dachse arbeiten bereits in Kraft-Wärme-Kopplungen in Haushalten und Gewerbebetrieben. Sie zeichnen sich durch eine hohe Zuverlässigkeit und lange Lebensdauer aus, genau das, was für den Einsatz in BHKWs gefordert ist. Allerdings haben sie auch ihren Preis, zumal sie in weit geringeren Stückzahlen als Automotoren gebaut werden.

Weil es EnVersum aber vor allem auf die Zuverlässigkeit ankommt, hat sich das Unternehmen dafür entschieden, für die eigenen BHKWs – MiniVersum genannt – mit SenerTec zusammen zu arbeiten.

EnVersum steht mit 33 installierten Miniversen noch am Anfang. Das Ziel ist allerdings hoch gesteckt: »Wir wollen ein bundesweit tätiger, dezentraler Energieversorger mit Energiehandel- und Contracting-Angebot werden«, sagt Dr. Erich Ogilvie, Geschäftsführender Gesellschafter von EnVersum.


  1. LichtBlick und EnVersum: Das virtuelle Kraftwerk im Keller
  2. Das eigene Kraftwerk im Haus
  3. Das Geschäftsmodell
  4. Auf dem Weg zum virtuellen Kraftwerk

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