Dünnschicht-Solarmodule

Neue Messverfahren nötig

21. Juni 2010, 11:18 Uhr | Ralf Higgelke

Lag der Marktanteil der Dünnschicht-Photovoltaik bis 2006 noch im einstelligen Prozentbereich, werden für 2010 bereits 20 bis 30 Prozent prognostiziert. In diesem dynamischen Markt werden verlässliche Daten zur Qualität derartiger Module immer wichtiger. Hersteller und Zertifizierer brauchen dafür aber genauere Messverfahren.

Bisher haben Forschung und Industrie für die Dünnschichttechnik noch keine ausreichend präzisen Prüfverfahren für Nennleistung und Langzeitstabilität. Das kann mitunter gravierende Auswirkungen für Errichter und Betreiber von PV-Anlagen haben: Nur fünf Prozent Unterleistung einer Ein-Megawatt-Anlage schlagen mit rund 13 000 Euro Verlust pro Jahr zu Buche. In diese Wissenslücke stößt jetzt das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Mit dem TÜV Rheinland und der Industrie will das ZSW in einem Forschungsprojekt des Bundesumweltministeriums bessere Testnormen für Labor und Freifeld entwickeln.

Dafür hat das Institut sein Dünnschicht-Testlabor »Solab« erweitert. Durch die Ergebnisse versprechen sich die Forscher auch ein besseres physikalisches Verständnis, das durch die materialwissenschaftliche Kompetenz des Instituts ideal ergänzt wird. Gerade die Verknüpfung von exakten Freifeldmessungen auf Modul und Systemebene mit beschleunigten Alterungstests im Labor sollen für Produzenten und Betreiber die Vorhersagbarkeit der Erträge verbessern. Dem erweiterten Solarlabor stehen neben den bereits bestehenden Klimakammern und einem Sonnensimulator der Klasse AAA neue Geräte zur Verfügung.

Der Sonnensimulator kann künftig auch Module bis zu einer Diagonale von 3,4 m untersuchen. Durch die Verknüpfung der Labormessungen mit den Freilandtests auf dem Solar-Testfeld Widderstall entstehen Untersuchungsbedingungen, die zu neuen Erkenntnissen führen sollen. Ein neuer Lichttisch unterzieht die Module einer definierten Vorbeleuchtung, dem so genannten »Light-Soaking«. Erst danach kommen sie unter den Sonnensimulator.

Bei Dünnschichtmodulen ist eine einheitliche Vorbehandlung nötig, da sie je nach Technologie unterschiedlich auf Dunkelheit und Licht reagieren. Werden beispielsweise CIS-Module vor der Messung in der Dunkelheit gelagert, verfälscht das die Leistungsmessung. Hersteller mussten daher unter Umständen in den Produktangaben einen niedrigeren Wirkungsgrad als tatsächlich erreicht angeben. Das verschlechterte die Marktchancen. Mit dem Lichttisch wird es hier künftig präzisere Daten geben. In UV-Tests wird geprüft, ob die Kunststoffkomponenten durch Sonnenlicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die Forscher interessiert aber auch, ob UV-Licht als alternative Vorbeleuchtungsquelle einsetzbar ist. Dies ist bislang nicht ausreichend erforscht. Möglicherweise könnte das die Vorbeleuchtungszeit drastisch reduzieren und Kosten sparen. Die Tests zur Zug und Druckbelastung werden ebenfalls künftig schneller durchgeführt, da der Umbau des Moduls entfällt. Diese Prüfung ist besonders wichtig beim Einsatz von Dünnschicht-Solarmodulen für die Gebäudeintegration, für die sie sich aufgrund ihres homogenen Aussehens besonders eignen. Die neuen Messverfahren sollen zugleich Schwachstellen der Module systematisch aufdecken, um sie per materialwissenschaftlicher Ursachenforschung zu erklären. Das hilft den Herstellern, ihre Produkte hinsichtlich Leistung und Lebensdauer zu optimieren. Firmen können vom »Solab« sowohl hinsichtlich neuer als auch bestehender Produkte profitieren. Ziel ist es, das Marktwachstum der Dünnschichttechnik weiter zu beschleunigen.


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