Solarstrom-Zwischenspeicherung

Kein leichter Start für die PV-Speicherbranche

21. Mai 2014, 9:57 Uhr | Engelbert Hopf
Autarkiestreben und Netzdienlichkeit: Auf dem Experten-Forum »Von der Einspeisevergütung zum Eigenverbrauch: Die Zukunft der PV-Stromzwischenspeicherung« wurde deutlich, dass sich mit dem Thema Solarstrom-Zwischenspeicherung verschiedene Erwartungen verbinden.
© energie-und-technik.de

Auf der diesjährigen Intersolar in München werden über 200 Aussteller erwartet, die Speicherlösungen für PV-Strom anbieten. Stichwort: Eigenverbrauch. Doch hat dieser im Entstehen begriffene Markt wirklich das Potenzial, einen Beitrag zur Stabilisierung der deutschen PV-Branche zu liefern?

Eine Expertenrunde, die sich zum Forum »Von der Einspeisevergütung zum Eigenverbrauch: Die Zukunft der PV-Stromzwischenspeicherung« traf, kommt da vorerst eher zu ernüchternden Ergebnissen: »Diese Kreditgeschichte behindert den Markt mehr, als sie ihn fördert. Das ist keine Förderung, sondern vielmehr eine Behinderung!« Mit diesen deutlichen Worten drückt Udo Möhrstedt, Gründer und Vorstandsvorsitzender der IBC Solar, das Unbehagen einer ganzen Branche zur staatlichen Förderung in Form von KfW-Krediten aus. Basierend auf den Zahlen des BSW und der KfW, geht Holger Schuh, Geschäftsführer Saft Batterien Deutschland, von insgesamt 6000 verkauften Systemen aus. »Wenn Sonnenbatterie und wir jeweils über 1000 Systeme verkauft haben, dann bleiben für die anderen knapp 200 Anbieter, die sich dort tummeln, nur noch zwei Drittel des Marktes übrig«, spitzt Schuh die aktuelle Marktlage zu. Und für das laufende Jahr zeichnet sich keine Besserung ab. Im ersten Quartal förderte die KfW rund 1000 Systeme. Es könnte also sein, dass die Zahl der verkauften Systeme in Deutschland 2014 noch unter die 6000 des Vorjahres sinkt.

Während Ralf Maier, Sales Director bei Rusol Energy, davor warnt, »dass der Bürokratismus der aktuellen Regelung den Markt im schlimmsten Fall abwürgen könnte«, stellt Marc Gohlke, Sales Manager Energy Storage Systems bei HID Europe, ganz klar fest: »Energiespeicher lassen sich, anders als PV-Anlagen, nicht über Rendite verkaufen, hier müssen neue Business-Konzepte greifen.« Für Francesco Tondo, Vertriebsleiter Varta Storage, ist die Situation typisch für einen gerade im Aufbau begriffenen Markt: »Wir haben es bislang mit den „First Movern“ zu tun, der wirkliche Markt wird noch kommen. Klar ist aber auch: Der Speicher ist nur ein Teil des Ganzen; wenn wir nicht mittelfristig zu Smart-Energy und Smart-Grid kommen, wird es schwierig werden.«

Angesichts der aktuellen Lage auf dem deutschen Markt wenden sich zahlreiche Hersteller verstärkt internationalen Märkten zu. Schuh verweist auf Tausende von Applikationen in Indien, die dort etwa als Backup-Sicherung in Mobilfunk-Basisstationen zum Einsatz kommen. Vor allen auf den japanischen Markt scheinen sich Hersteller wie Panasonic und Samsung zu konzentrieren. Der von diversen Förderungen (staatlich, regional und auf Gemeindeebene) profitierende japanische Markt bietet eine teilweise bis zu 90-prozentige Subventionierung von PV-Stromspeichern. Neben der Förderung und dem Nachwirken der Fukushima-Katastrophe macht Oliver Sonnemann, Sales & Marketing Director bei Panasonic Industrial Devices, den Wusch der Japaner nach einer stabilen und sicheren Stromversorgung für den Kauf von PV-Strom-Speichern verantwortlich. Ein Wunsch, von dem auch Samsung profitiert, wie Stefan Poesch, Business Unit Manager Energy Solution bei Samsung SDI Europe bestätigt: »Wir verkaufen dort monatlich etwa 1000 Systeme«.

In der Diskussion wird aber auch deutlich, dass sich mit dem Thema Solarstrom-Zwischenspeicherung verschiedene Erwartungen verbinden. Da ist der Eigenheimbesitzer, der angesichts sinkender Einspeisevergütung versucht, den Eigenverbrauch seines PV-Stroms zu verbessern. Mit Hilfe eines Zwischenspeichers, so die versammelten Experten, sei hier problemlos ein Eigennutzungsgrad von bis zu 70 Prozent möglich. Im Fall gewerblicher Nutzer geht es darum, Lösungen für den Hochlastbereich zu finden, und so Netzentgelte einzusparen. Und für die Energieversorger ist nicht die Kapazität einer solchen Batterielösung von Bedeutung, sondern vielmehr ihre Leistung – Stichwort Regelenergie.

Bei der Frage, ob ein solcher PV-Stromspeicher nun bevorzug auf Blei-Gel-Basis, oder auf Lithium-Ionen-Basis aufgebaut sein sollte, gehen die Ansichten unter den Diskussionsteilnehmern auseinander. Fakt ist, von den 2013 verkauften Systemen, waren 4000 Blei-basiert. Vor allem von Seiten der Systemhäuser wird zum Einstieg mit Blei und gegebenenfalls nach 10 Jahren zum Umstieg auf Lithium-Ionen geraten. »Das aktuelle Angebot erlaubt da eine sehr große Flexibilität«, versichert Maier und verweist gleichzeitig darauf, »dass auf Seiten der Installateure vor allem Erfahrung mit Blei-Gel-Batterien, etwa für USV-Anlagen vorhanden ist, da ist naheliegend, was der Installateur ihres Vertrauens ihnen empfiehlt«.

Bei der Frage nach technischen Details, wie etwa der Verteilung zwischen DC/AC und DC/DC-Lösungen, oder 1- bzw. 3-phasigen Lösungsansätzen, wird schnell klar, dass traditionell am deutschen Markt bislang AC-Systeme dominieren. DC-gekoppelte Systeme spielen ihre Vorteile dagegen vor allem im Hochleistungsbereich aus, sie punkten beim Thema Wirkungsrad und sind im Vergleich zu AC-gekoppelten Lösungen nach Auskunft der Diskussionsteilnehmer auch um bis zu 20 Prozent kostengünstiger. Unter dem Aspekt der Netzdienlichkeit von PV-Stromspeichern plädieren Energieversorgern wie die Lechwerke für den Einsatz von 3-phasigen Systemen. Für Jürgen Münzer, bei den Lechwerken Projektleiter Innovation, »sind 3-phasige, bedarfsgerechte Systeme, die ein hohes Maß an Netzdienlichkeit aufweisen, ein wichtiger Bestandteil von Photovoltaik 2.0«.

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