Kurze Lebensdauer, kaum reparierbar: Viele Elektrogeräte landen nach kurzer Zeit im Abfall. Doch was passiert mit den Schrottmengen, die sich zunehmend häufen und in den nächsten Jahren weiter wachsen werden? Eine Antwort darauf geben die Start-ups Reco Ventures und Cyrkl mit ihrer Kooperation.
2017 entstanden weltweit 44,7 Millionen Tonnen Elektroschrott und davon wurden nur 20 Prozent vorschriftsmäßig recycelt. Der Großteil des Elektro- und Elektronikschrotts besteht aus größeren Haushaltsgeräten zum Beispiel Kühlschränke, Elektroherde oder Waschmaschinen.
In China und den USA fällt mit 33 Prozent der größte Teil an E-Waste (Elektroschrott) an. Die gebrauchten Elektrogeräte werden oftmals in Entwicklungsländer verschifft, wo sie entweder auf Deponien oder in Recycling-Firmen landen. Das hat vor allem zur Folge, dass durch die wachsenden Schrottmengen und die geringe Recyclingrate viele wertvolle Stoffe wie Metalle und Mineralien verloren gehen oder giftige Chemikalien in die Umwelt gelangen.
Das Cradle-to-Cradle-Prinzip (C2C) lässt sich optimal auf das Recycling von E-Waste übertragen. Von der Wiege zur Wiege, ein perfekter Kreislauf der Ressourcen, von den Ausgangsstoffen zum Produkt und wieder zurück zu den Stoffen. Diese Art, Rohstoffe zu behandeln, entfernt sich von der sonst üblichen verschwenderischen Sicht von Materialien. Das Ziel ist nicht zu kreieren und anschließend zu zerstören, sondern zu kreieren und zu erhalten.
Einer der Pioniere in diesem Feld ist Rudolf von Stokar, Vorstandsvorsitzender von Reco Ventures. Wie er auf seiner Website plädiert, betreibt er Kreislaufwirtschaft 2.0. Über Entsorgungsfirmen erhält der Fachbetrieb Computer, Laptops, Smartphones, alte Industriebatterien und metallische Industrieabfälle, aus denen bis zu 61 verschiedene Elemente extrahiert werden können.
Das Unternehmen nimmt sich Zeit, die Geräte zu zerlegen und die Stoffe in einem Kaltverfahren vollständig und rückstandsfrei zu recyceln. Dabei entstehen hochreine Metallpulver aus Kupfer, Aluminium, Stahl, Gold, Eisen und mehr. Somit fließen die wertvollen, seltenen Ressourcen wieder zurück ins System und können von Unternehmen für die Produktion wiederverwendet werden.
»Stellen Sie sich vor, wir könnten irgendwann aufhören, neue Rohstoffe in Minen abzubauen, weil wir aus dem Recycling immer genug Material für die Produktion neuer Produkte recyceln könnten! Das wäre ein geschlossener Kreislauf, eine Kreislaufwirtschaft von der Wiege zur Wiege, cradle2cradle«, so Rudolf von Stokar.
Durch Unternehmen wie Reco Ventures rückt die Vorstellung eines geschlossenen Kreislaufs wieder ein Stück näher. Die hochreinen Metallpulver sind auf Stokars Website, sowie auf der Plattform Cyrkl zu finden. Als Startup-Unternehmen hat Reco Ventures nach einer geeigneten Plattform zur Unterstützung im Vertrieb gesucht und wurde bei Cyrkl fündig.
Durch die Kooperation der beiden Startups ergibt sich eine Win-Win-Situation: Rudolf von Stokar kann sein Netzwerk an Anbietern von Elektroschrott ausbauen und die Plattform gleichzeitig als Vertriebskanal für seine Metallpulver nutzen. »Durch den geschaffenen Netzwerkeffekt bietet sich für alle Beteiligten eine größere Reichweite an Kunden, womit wir die Lücken des Abfallsystems in Europa schließen wollen«, erklärt David Mattersdorfer, Country Manager bei Cyrkl.
Der Fahrplan für den zukünftigen Umgang mit Elektroschrott ist auch im Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft verankert. Speziell Eisenmetalle sollen zu 80 Prozent wieder in den Kreislauf zurückfließen. Die Deponierung in der EU soll auf maximal zehn Prozent reduziert werden und durch die gesetzlichen Regelungen sind heute Hersteller und Händler dazu verpflichtet, öffentliche Sammelstellen für die Konsumenten zur Verfügung zu stellen. Die Rückgabe der Altgeräte ist kostenlos und für die korrekte Verwertung ist der Hersteller verantwortlich (Umweltbundesamt).
Um das Problem in Zukunft auch an der Wurzel anzupacken, hat sich eine Aktivistengruppe aus mehr als 20 verschiedenen europäischen Ländern zusammengeschlossen, um die »The Right to Repair« -Kampagne zu starten. Es soll aufgezeigt werden, wie groß das Elekto- und Elektronikabfall Problem geworden ist und dass mehr getan werden muss. Produkte sollten so gestaltet werden, dass sie länger halten und auch einfach zu reparieren sind. Gewissermaßen eine Gegeninitiative zur geplanten Obsoleszenz, der beabsichtigten Kurzlebigkeit von Produkten, um einen höheren wirtschaftlichen Gewinn zu erzielen.