Cybersecurity & Fachkräftemangel...

...sind die größten Herausforderungen bei der Energiewende

31. Mai 2022, 15:21 Uhr | Kathrin Veigel
Im Bild v.l.n.r.: Ansgar Hinz (CEO der VDE Gruppe), Marten Jensen (Geschäftsführender Gesellschafter GreenTEC Campus), Burkhard Holder (Geschäftsführer VDE Renewables), Holger Berens (Vorstandsvorsitzender Bundesverband für den Schutz kritischer Infrastrukturen) sprechen mit dem aus Boston zugeschalteten Prof. Tonio Buonassisi (Global Head Solar Programms, Massachusetts Institute of Technology) über Lösungen angesichts der großen Herausforderungen, die die Energiewende mit sich bringt.
© Hannibal/VDE

Auf der Hannover Messe haben der VDE, der GreenTEC Campus und der BSKI betont, dass die komplette Energiewende – der Einsatz von 100 Prozent erneuerbarer Energie – in Kürze möglich sei. Voraussetzung: genügend Investoren sowie Fachkräfte. An ersterem wird nicht gezweifelt, an Letzterem schon.

Um die Energiewende in Gänze zu vollziehen, bedarf es nach Meinung des VDE, des GreenTEC Campus und des Bundesverbands für den Schutz kritischer Infrastrukturen (BSKI) dringend Fachkräfte im Bereich Energietechnik, IT, Maschinenbau und Informatik. Während die Informatik aufgrund hipper Themen wie Künstliche Intelligenz oder Big Data immer größeren Zulauf erhält, sinken die Zahlen in der Elektrotechnik und im Maschinenbau. Vor allem in der Elektrotechnik nimmt die Kluft zwischen der erfolgreichen Ausbildung von Studierenden und dem steigenden Bedarf dramatische Ausmaße an.

Zu diesem Ergebnis kommt die VDE-Studie »Arbeitsmarkt 2022«. Fakt ist, dass analog zum Trend des Software Driven Engineering der Anteil der Hardware als wichtiger integraler Bestandteil wächst. Software arbeitet ohne High-End-Hardware nicht. »Wir brauchen einen Imagewechsel in der Elektrotechnik, um mehr Schülerinnen und Schüler für ein Studium zu ermuntern. Gleichzeitig muss die Mathekompetenz in den Gymnasien gesteigert werden, die Abbruchquote ist mit über 50 Prozent in der Elektrotechnik zu hoch«, zitierte Burkhard Holder von VDE Renewables aus der VDE-Studie. Fakt sei: Ohne Hardware keine Software.

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Cybersicherheit: VDE, BSKI und GreenTEC Campus bilden Quereinsteiger aus

Mit der Energiewende steigt der Digitalisierungsgrad. Mit der größer werdenden Anzahl dezentraler Strukturen nimmt damit auch die Gefahr für Disruptionen zu. Vor allem Windparks böten Hackern Angriffsfläche. »Wenn wir hier nicht nachlegen und Fachkräfte ausbilden, sehe ich ernsthafte Probleme durch Cyberangriffe, die zum Beispiel ganze Windparks außer Betrieb setzen und als Folge dann zu Blackouts führen«, sagte Marten Jensen vom GreenTEC Campus.

Damit es nicht dazu kommt, baut sein Campus zusammen mit dem VDE und dem BSKI derzeit IT-Ausbildungsprogramme zur Cybersicherheit und zum Schutz kritischer Infrastruktur auf. Jetzt müssen nur noch die Interessenten für die Ausbildung her.
Großes Potential sehen die drei Organisationen bei den Beschäftigten des Rheinischen Braunkohlereviers. »Nicht jeder muss studierter Informatiker sein. Quereinsteiger bilden wir in unseren IT-Ausbildungsprogrammen zur Cybersicherheit und zum Schutz kritischer Infrastruktur entsprechend für ihre Tätigkeiten weiter«, erklären VDE, GreenTEC Campus und BSKI unisono.

Gemeinsam mit der Quirinus Akademie in der Geschäftsstelle des BSKI im Braunkohlerevier werden vor Ort die entsprechenden Programme aufgebaut. Im Jahr 2021 waren etwa 18.000 Personen (einschließlich Beschäftigter in den Braunkohlekraftwerken der allgemeinen Versorgung) im Braunkohlenbergbau in Deutschland beschäftigt (Statista 2022). Hier bedarf es einer konkreten Weiterbildung, um die Herausforderungen im Braunkohlerevier zu bewältigen.

Vor allem Kommunen seien kritische Infrastrukturen, da sie für die Daseinsvorsorge für die Bevölkerung zuständig sind, inklusive Krankenhäuser, Wasser- und Stadtwerke. Hier müsse innerhalb der Kommunen ein Sicherheitsnetzwerk aufgebaut werden, um eine zentralisierte Abwehrstrategie zu entwickeln. Und dafür bedarf es Personal.

Investoren und Versicherer fordern Standards und Zertifizierung

Um die regionale und lokale Energieversorgung zusätzlich zu schützen und Investoren sowie Versicherern Sicherheit zu geben, legen VDE, die Unternehmen der Energiewirtschaft und das Bundeswirtschaftsministerium derzeit die technischen Eckpunkte und die daraus resultierenden Standards des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) fest.

»Wir wollen mit implementierten Sicherheitsprozessen und Methoden und einer professionell durchgeführten Zertifizierung der Prozesse, zum Beispiel nach ISO 27001, Investoren, Versicherern und der Industrie Vertrauen in ihrer Entscheidungsfindung geben«, erklärte Burkhard Holder, VDE Renewables.


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