Großstrukturen kontra dezentrale, regenerative Energien

Eurosolar: »Bitte keinen Netzausbau!«

25. März 2011, 9:48 Uhr | Heinz Arnold
Großstrukturen kontra dezentrale, regenerative Energien? Irm Pontenagel, Geschäftsführerin Eurosolar e.V., hält die Netzausbaupläne von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle für überflüssig und schädlich.

Die Netzausbaupläne von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, der mit einem Netzausbaubeschleunigungsgesetz (NABEG) den Bau von bis zu 3600 km neuen Stromtrassen vorantreiben möchte, hält Irm Pontenagel, Geschäftsführerin Eurosolar e.V., für überflüssig und schädlich.

Es sei zu befürchten, dass Gegner eines Ausbaus der Windenergie auf dem Lande dieses Konzept nun forcieren, schreibt Eurosolar in einer Pressemitteilung. Der geplante massive Stromtrassenbau zementiere Großstrukturen. Gemeinden sollen nach diesem Konzept verpflichtet werden - angeblich im Interesse des Gemeinwohls - Leitungsbau über ihre Gemarkungen gegen finanziellen Ausgleich hinzunehmen.

Dies sei  aber der falsche Ansatz, denn regenerative Energien seien prädestiniert für die dezentrale Erzeugung mit vielen Akteuren, verbrauchsnah und kostengünstig. Produktion und Verbrauch ließen sich im Gegensatz zur fossil-atomaren Erzeugung räumlich zusammenführen. Dies gelte ganz besonders für die Photovoltaik, die im regenerativen Energiemix der Zukunft eine große Rolle spielen wird. So ließen sich Monopolstrukturen auflösen, statt sie in das regenerative Zeitalter, das längst angebrochen ist, künstlich hinüber zu retten.

Eurosolar ist dagegen überzeugt: »Anstelle einer isolierten Betrachtung der Stromnetze brauchen wir daher eine Gesamtstrategie für den Ausbau der Erneuerbaren Energien.«

Die Strategie sollte laut Eurosolar folgende Kernpunkte enthalten:

Ausbau der Windenergie im Süden Deutschlands. Auch hier finden sich viele geeignete Standorte. Dafür ist ein Vorrang für Erneuerbare Energien in der Raumordnung nötig, der in Konkurrenz zu einem Netzausbaubeschleunigungsgesetz stehen würde.

Flexibilisierung der Stromerzeugung, um den Konflikt zwischen fluktuierenden Erneuerbaren Energien und fossil-atomarer Grundlasterzeugung aufzulösen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist der Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung zu forcieren.
Ein Konzept für die Einspeisung von synthetischem Erdgas aus Wind- und Sonnenstrom in das bestehende Erdgasnetz als Ergänzung zum Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung.

Aufnahme von virtuellen Kraftwerken, die vernetzte regenerative Erzeugung, Energiespeicher und Lastmanagement beinhalten, in das Erneuerbare-Energien-Gesetz und die Einrichtung eines öffentlichen Förderprogramms zur Realisierung solcher Projekte. So entsteht ein Massenmarkt für neue Informations- und Speichertechnologien und Gesamtlösungen, der darüber hinaus neue Export-Chancen für die deutsche Industrie eröffnet.

Den beschleunigten Ausbau von intelligenten Netzen (Smart Grids), z. B. zur Einbindung von elektrischen Fahrzeugen in das Stromnetz (Vehicle to Grid).
Bessere Ausnutzung bestehender Trassen. So kann über die Temperaturüberwachung von Freileitungen die potenzielle Windenergieeinspeisung deutlich erhöht werden

Modernisierung bestehender Trassen, um deren Kapazität zu erhöhen.
So lässt sich der dezentrale Ausbau beschleunigen, die Notwendigkeit des Baus neuer Stromtrassen im Gegenzug aber deutlich reduzieren


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