Schwimmende Windräder

Kostengünstige Floating-Plattformen für Windparks

11. März 2020, 10:41 Uhr | Heinz Arnold
Die Plattform samt Turbine wird an ihren Ankerpunkt in einem Testfeld (BIMEP) etwa 3 km vor der baskischen Atlantikküste geschleppt, wo der Ozean rund 85 m tief ist. Die Anlage geht voraussichtlich im dritten Quartal 2021 in Betrieb und speist Elektrizität ins spanische Stromnetz ein.
© RWE/Saitec

RWE Renewables und Saitec Offshore Technologies erproben gemeinsam neue Wege, Offshore-Windparks kostengünstig in tiefen Gewässern zu errichten und zu betreiben.

In dem Pilotprojekt »DemoSATH« testen die auf Erneuerbare Energien spezialisierte RWE-Tochter RWE Renewables und das spanische Bauunternehmen ab 2021 die Beton-Plattform DemoSATH, eine schwimmende Plattform für Windturbinen vor der baskischen Küste.

Die Aufbauten sowie die 2-MW-Windturbine für den DemoSATH-Prototyp werden im Hafen von Bilbao montiert. Die Grundfläche der Konstruktion wird etwa 30 Meter breit und rund 64 Meter lang sein. Die Plattform samt Turbine wird an ihren Ankerpunkt in einem Testfeld (BIMEP) etwa 3 Kilometer vor der baskischen Atlantikküste geschleppt. Der Ozean ist an dieser Stelle rund 85 Meter tief. Im Meeresboden verankerte hybride Ankerleinen aus Ketten und Kunstfaserseilen werden die schwimmende Plattform auf Position halten.  Die Anlage geht voraussichtlich im dritten Quartal 2021 in Betrieb. Die im Projektverlauf erzeugte Elektrizität wird in das spanische Stromnetz eingespeist.

Die getestete SATH-Technologie (Swing Around Twin Hull) basiert auf einem Katamaran-ähnlichen Schwimmkörper aus modular vorgefertigten und anschließend verspannten Betonteilen. Der Schwimmkörper kann sich entsprechend der Wind- und Wellenrichtung um einen fixen Verankerungspunkt ausrichten. Bei dem Projekt sollen Daten gesammelt und operative Erkenntnisse aus Errichtung, Betrieb und Wartung der Anlage gewonnen werden. Das Pilotprojekt geht über 3,5 Jahre: 18 Monate für Planung und Bau der Anlage und eine auf zwei Jahre ausgelegte Betriebsphase.

»Wir sehen weltweit großes Potenzial für schwimmende Windparks. Gerade in Ländern mit tieferen Küstengewässern eröffnen sich dadurch attraktive Möglichkeiten. Mit DemoSATH sammeln wir Erfahrungen mit einer innovativen Plattform-Technologie auf Betonbasis, die uns bei der Positionierung in diesem Wachstumsmarkt helfen wird«, sagt Anja-Isabel Dotzenrath, CEO von RWE Renewables.

Luis González-Pinto, COO von Saitec Offshore, freut sich vor allem darüber, dass sich über SATH die Kosten für schwimmende Windkraftanlagen signifikant reduzieren ließen: »Jetzt ist es an der Zeit, diese Anlage zu bauen und zu betreiben und diesen spannenden Markt zu erweitern.«

RWE Renewables beteiligt sich an den Projektkosten, bringt ihre langjährige Offshore-Erfahrung ein und erhält im Gegenzug Zugang zu den gewonnenen Erkenntnissen. Im Fokus stehen dabei die Leistung und das Lastverhalten der Anlage unter Normal- und Extrembedingungen. Außerdem geht es den Partnern darum, Betriebserfahrungen zu sammeln. So soll etwa erprobt werden, wie Menschen vom Serviceschiff aus sicher auf die Plattform übersteigen können und wie sich Großkomponenten austauschen lassen. Um Angebote für Offshore Windparks weltweit flexibel an die Gegebenheiten vor Ort anpassen zu können, testet RWE neben SATH noch weitere technologische Optionen für Floating Offshore.

DemoSATH ist das zweite Projekt von Saitec in offenen Gewässern: Im April 2020 ist der Einsatz eines Modells im Maßstab 1:6 vor der Küste von Santander geplant. Bei dem großen DemoSATH-Projekt verantwortet Saitec Konstruktion und Projektmanagement. Während der Testphase übernimmt das Unternehmen zudem den Betrieb, die Wartung und die Datenpflege. Dadurch ist Saitec Offshore Technologies in der Lage, in allen Phasen Verbesserungs- und Optimierungsmöglichkeiten zu erfassen.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu RWE AG

Weitere Artikel zu Energieerzeugung