Für eine Handvoll Dollar

Rainer Baake will vier Gigawatt dauermieten

24. März 2015, 14:23 Uhr | Hagen Lang
Platzt die Energiewende-Blase wegen der sich zuspitzenden Kostenproblematik?
© alfred loidl / pixelio.de

Wie das Handelsblatt die Agentur Reuters zitiert, schlägt ein Papier des Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) die Bildung eine Kraftwerksreserve zur Stützung volatiler erneuerbarer Energien vor. Zahlen sollen die Stromkunden.

Für die Bereitstellung der Regelleistung unter Vertrag genommenen Kraftwerke (mutmaßlich acht) sollen nicht mehr für den Markt produzieren dürfen, sondern dienen als Kapazitätsreserve für den Notfall. Den Versorgern hierdurch entstehende Kosten werden aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Stromrechnungen der Verbraucher aufgeschlagen.

Das Wirtschaftsministerium hält den Einsatz dieser Reserve generell für unwahrscheinlich und glaubt, dass sie bis 2025 ausreiche, wenn die letzten AKW stillgelegt sind. Die vom Handelsblatt zitierte optimistische Formulierung des BMWi-Papiers, die Kapazitätsreserve sei »ein Hosenträger zum Gürtel«, lässt darauf schließen, dass das Papier von dem dank Sigmar Gabriel vom Grünen Energiewende-Lobbyisten zum verbeamteten Staatssekretär im BMWi aufgestiegenen Rainer Baake mitformuliert wurde. Mit seinem Vorschlag gibt er den Plänen der Versorgungswirtschaft, die einen »Kapazitätsmarkt« (Trianel) bzw. einen »Dezentralen Leistungsmarkt« (Verband Kommunaler Unternehmen) für die Bereitstellung von Kraftwerks-Regelleistung gefordert hatten, eine Absage.

Zum Vergleich: Bei der Sonnenfinsternis am 20.3.2015 hatten die Übertragungsnetzbetreiber 3 GW an Regelenergieleistung zur Stabilisierung des Stromnetzes bereitgestellt. Gestützt auf umfangreiche Vorbereitungen managten die Strommarktbeteiligten SoFi 2015 reibungslos. Allerdings könnte die Bereitstellung von Regelenergie bei größeren Anteilen Erneuerbarer deren Volatilitäten alleine nicht mehr beherrschen, gab die Pressesprecherin von TenneT gegenüber Energie&Technik zu bedenken. Es müsste künftig über neue Instrumente wie die netzdienliche Fernsteuerung von PV-Anlagen nachgedacht werden.

Neu nachdenken sollte man in Berlin auch noch einmal über das Energiewendedesign. Ist es noch »nachhaltig«, wenn für die Subventionierung von »Öko-«Strom 16 Milliarden Euro (2013) vom Stromverbraucher auf Erzeuger umverteilt wurden, Wind und Sonne, wegen denen das Wirtschaftsministerium Rainer Baakes acht Kraftwerke auf Kosten der Stromverbraucher dauermieten will, 2013 aber gerade zwei Prozent des Energieverbrauchs deckten? Woher soll genügend Regelenergie kommen, wenn Sonne und Wind einmal 40-50 Prozent des deutschen Strom- oder sogar Endenergieverbrauchs liefern? Ihre Meinung würde uns interessieren.


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