Auf das rauschhafte Boom-Jahr 2010 folgt ein Konsolidierungsjahr, das weitere Wachstumshoffnungen für 2012 weckt

Die Rekorde des Jahres 2008 sind eingestellt, Wachstum für 2012 fest eingeplant

19. Oktober 2011, 12:10 Uhr | Engelbert Hopf
Holger Schuh, Saft Batterien: »Aufgrund der aktuellen Unsicherheiten lässt sich keine eindeutige Prognose für 2012 abgeben, wir sehen im Moment allerdings keine Anzeichen für Wachstumsabschwächung.«
© Saft Batterien

Mit vollen Auftragsbüchern richtet die deutsche Batterie- und Akku-Branche ihren Blick bereits auf 2012. Nach der Hektik des Aufholjahres 2010 hat sich die Marktentwicklung, abgesehen von einzelnen Boom-Segmenten, wie dem Pedelec- und E-Bike-Markt 2011 auf hohem Niveau konsolidiert.

Aktuell deutet nichts darauf hin, dass die Nachfrage nach Batterie- und Akkulösungen auf dem deutschen Markt 2012 überraschen nachlassen könnte.

Auf eine starke erste Halbzeit, folgte eine durchschnittliche zweite Spielhälfte, so könnte man die Entwicklung des deutschen Batterie- und Akku-Marktes in diesem Jahr beschreiben. Nachdem die Branche zu Jahresbeginn den Schwung des Rekordaufholjahres 2010 mit in das neue Geschäftsjahr genommen hatte, stabilisierte sich die Marktentwicklung zur Mitte des Jahres. Branchenkenner wie Dr. Jürgen Heydecke, Managing Director, Batteries & Powersolutions, sprechen von einer saisonbedingten Abkühlung im Juli und August, »aber seit September ist wieder ein Anstieg der Aufträge zu beobachten«.

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Herbert Schein, Varta Microbattery
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Keine wirklichen Anzeichen für eine Verschlechterung der Marktsituation kann Holger Schuh, Geschäftsführer der Saft Batterien, erkennen. Für ihn stellt 2011 ein durchschnittliches Jahr dar, »wir sehen im Moment keine Änderung der tendenziell leicht positiven Marktentwicklung«. Rolf Heiner, Manager, Head of German Sales and Power Tool CRM, bei Sanyo Component Energy, nimmt hingegen eine leicht fallende Tendenz war, »so wie es aussieht, ist unser Forecast für das 4. Quartal 2011 etwas leichter, als in den Vormonaten«.

Es dürfte vor allem den unterschiedlichen Marktsegmenten, welche die verschiedenen Hersteller bedienen, geschuldet sein, dass die Einschätzung der aktuellen Marktentwicklung, sich doch in Nuancen unterscheidet. So spricht Herbert Schein, CEO der Varta Microbattery, von einer Auftragslage auf stabilem Niveau, »und wir gehen davon aus, dass sich diese Situation im 4. Quartal dieses Jahres so fortsetzen wird. Wir werden damit die Ergebnisse von 2008 in diesem Jahr übertreffen«. Von einer weiterhin guten Auftragslage weiß auch Helmut Siegmann, Sales & Marketing Director des Industry & Devices Department bei Panasonic Industrial zu berichten: »Auch im 4. Quartal rechnen wir mit einer weiterhin guten Auftragslage, jedoch ohne größere Aufträge für den E-Bike-Markt«. Das Gesamtjahr 2011 beurteilt er sehr positiv und die Ergebnisse des Jahres 2008 wurden nach seiner Auskunft weit übertroffen.

Dr. Hans-Walter Praas, Managing Director von Texsys, spricht von einem Konsolidierungsjahr, »die Volumen stagnieren, die Preise bleiben stabil«. Einzige Ausnahme davon, die 18650 Lithium-Ionen-Zellen. »Der Markt für diese Zellen ist von Überkapazitäten geprägt«, erläutert Dr. Praas, »in diesem Segment lässt sich ein starker Preisverfall beobachten«. Was den Einsatz der verschiedenen Lithium-Ionen-Akkus betrifft, weist Dr. Praas auf verschiedene Entwicklungen hin.

So geht der Trend bei den prismatischen Zellen weiter klar zu höheren Kapazitäten. Im Mobilcom-Segment bedeutet das 1 bis 1,4 Ah, bei Polymer-Akkus geht der Trend zu Kapazitäten von 3 bis 4,2 Ah. Bei Rundzellen lässt sich eine Dreiteilung des Marktes beobachten: Low-Cost-Zellen warten mit Kapazitäten von 2,2 Ah auf, Standardzellen bieten 2,6 Ah und die hoch Kapazitiven Zellen stellen dem Anwender bis zu 3,1 Ah zur Verfügung. Bei den Power-Zellen, so Dr. Praas, liegen die möglichen Entladeströme nun bei 20 C, es sind aber auch Spitzenwerte bis 40 C machbar.

Wofür werden die in Deutschland verkauften Akku-Zellen und Akku-Packs vor allem eingesetzt? Nachdem spätestens seit Beginn dieses Jahres ein wahrer Bedarfsboom aus dem Bereich Pedelecs und E-Bikes vor allem über die Konfektionäre hereingebrochen ist, scheint sich die Lage in diesem Boom-Segment nun wieder etwas entspannt zu haben, vielleicht wurden inzwischen aber auch nur die entsprechenden Kapazitäten für diese Trendanwendung geschaffen.

Für die Zukunft erwartet Hans-Martin Baum, Leiter des technischen Vertriebs bei Dynamis Batterien,  eine gesteigerte Nachfrage nach Akku-Lösungen im Bereich Erneuerbarer Energien. »Damit das eintritt, müssen allerdings gewisse Rahmenbedingungen erhalten bleiben«, betont er, »gleichzeitig gehen wir davon aus, dass sich die neuen Trends im Bezug auf tragbare Medizinanwendungen schon in den verbleibenden Monaten dieses Jahres klar abzeichnen werden«.
Nach Einschätzung von Dr. Heydecke, wird in Zukunft vor allem der Bereich tragbarer Medizingeräte und das Segment der Erneuerbaren Energien auf dem deutschen Batterie- und Akku-Markt wachsen. »Bei vielen Anwendungen wir zur Zeit versucht, die schweren, kostengünstigen Bleisysteme durch Lithium-Ionen-Systeme zu ersetzen«, schildert er die aktuelle Marktentwicklung, »mit der Entwicklung und Vermarktung größerer Lithium-Ionen-Zellen ist das heute auch möglich. Die Vorteile dieses Systems im Hinblick auf Energie und Gewicht, werden zu einer weiteren Bedarfssteigerung führen«.

Auch nach Einschätzung von Georg Koch, Battery Expert Consulting eMobility in der Siemens Industry Sector Mobility Division, hält Lithium-Ion im Medizinsegment sukzessive Einzug und verdrängt dort vor allem NiCd- und NiMH-Lösungen. »Lithium-Ion wird sich in Zukunft weitere neue portable Anwendungen erschließen, versichert er. »Im Bereich Erneuerbarer Energien werden derzeit weltweit Second-Life-Anwendungsmöglichkeiten untersucht«, berichtet er zudem, »bei denen sich Batterien aus den e-Fahrzeugen möglicherweise vor dem endgültigen Recycling noch für einige Jahre wirtschaftlich einsetzen lassen«.


  1. Die Rekorde des Jahres 2008 sind eingestellt, Wachstum für 2012 fest eingeplant
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