Chinesischer Auto-Riese sichert sich amerikanisches E-Mobility-Know-how

Wanxiang rettet Lithium-Eisen-Phosphat-Pionier A123 Systems

3. September 2012, 13:49 Uhr | Engelbert Hopf
© A123 Systems

Nach ersten Bedenken über den Abfluss amerikanischen Know-hows darf Chinas Automobil-Riese Wanxiang den amerikanischen Lithium-Eisen-Phosphat-Pionier A123 Systems übernehmen. Nach dramatischen Umsatzrückgängen im ersten Halbjahr 2012 verhindert der Einstieg von Wanxiang das drohende Ende für A123 Systems.

Zuletzt war der Wert von A123 Systems, einem der Pioniere der Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie-Technologie auf Penny-Stock-Niveau gefallen. Nachdem der Umsatz im zweiten Quartal dieses Jahres auf 17 Mio. US-Dollar gefallen war, hatten sich allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Verluste in Höhe von 82,9 Mio. Dollar bei A123 Systems aufgehäuft. Bei einer Beschäftigtenzahl von weltweit rund 1100 Mitarbeitern benötigt das Unternehmen jedoch allein für seine Gehaltszahlungen jährlich rund 100 Mio. Dollar.

Das sich abzeichnende Ende für A123 Systems wurde nun in der zweiten Augusthälfte durch ein Arrangement abgewendet, das wohl die wenigsten noch vor kurzem für möglich gehalten hätten. Der chinesische Automobilriese Wanxiang, mit einem Jahresumsatz von 13 Mrd. US-Dollar eines der größten Privatunternehmen Chinas, wird für rund 450 Mio. US-Dollar 80 Prozent der Aktien von A123 Systems übernehmen. Darüber hinaus hat das Unternehmen seine Bereitschaft erklärt, auch die restlichen 20 Prozent der Aktien zu übernehmen.

Als Anfang August erstmals über die Möglichkeit eines solchen Deals gesprochen wurde, meldete sich Widerstand in den USA, der sich vor allem dagegen richtete, dass ein chinesisches Unternehmen auf diesem Wege Zugriff auf eine der amerikanischen Schlüsseltechnologien der Zukunft erhalten würde. Gleichzeitig wurde darauf verwiesen, dass A123 Systems im Jahr 2009 insgesamt 249 Mio. US-Dollar von der US-Regierung für die weitere Entwicklung der Lithium-Eisen-Phosphat-Technologie erhalten habe. Dieses Know-how, so die Befürchtung, würde durch die Akquisition nach China abwandern.

Zwar zeigt sich David Vieau, CEO von A123 Systems nun sicher, dass das Unternehmen für zukünftige Herausforderungen gerüstet ist, nachdem das Unternehmen in einem ersten Schritt bereits im August 25 Mio. US-Dollar von Wanxiang zur Schließung von Finanzlücken erhalten hatte, doch die Geschichte von A123 Systems zeigt, dass das Unternehmen schon in der Vergangenheit, trotz des Einsatzes von einigen hundert Millionen US-Dollar immer wieder in Schwierigkeiten geraten war.

Gegründet wurde das Unternehmen 2001 basierend auf Entwicklungen des Massachusetts Institute of Technology im Bereich der Nanoscale-Elektroden-Technologie. Zu den größten Investoren des Unternehmens zählen General Electric, Alliance Capital, Sequoia Capital, CMEA Ventures, FA Technology Ventures, OnPoint, das Massachusetts Institute of Technology, Motorola, Qualcomm und via Duracell das Unternehmen Procter & Gamble.

A123 Systems produziert eine ganze Palette von Lithium-Eisen-Phosphat-Zellen, sowohl im Bereich Rundzellen, als auch in prismatischer Bauform. Zum Einsatz kommen diese Zellen im Bereich von Power-Tools, zum Start von Flugzeugtriebwerken, in Hybrid-Bussen, Hybridfahrzeugen, Elektromobilen und in der Photovoltaik. Im Jahr 2005 stellte das Unternehmen dann eine schnellladefähige Version seiner Lithium-Eisen-Phosphat-Technologie vor, und schien damit prädestiniert für den Einsatz im sich abzeichnenden E-Mobility-Boom.

Lithium-Eisenphosphat ist eigensicher, es brennt und explodiert also nicht im Einsatz. Der damit verbundene Nachteil ist: Die Energiedichte dieses elektrochemischen Systems ist geringer und damit ist das Gewicht höher als bei herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus. Vor diesem Hintergrund dürfte sich auch erklären, warum sich etwa amerikanische Hersteller von Elektroautos, oder Hybrid-Fahrzeugen wie Tesla Motors, oder auch GM für seinen Ampera/Volt nicht für A123 Systems als Lieferanten entschieden.


Gerüchte, A123 Systems hätte aufgrund von Prozessschwierigkeiten, die zu undichten Siegelnähten geführt hätten, eine riesige Rücknahmeaktion durchführen müssen, lassen sich nicht validieren. Fest scheint allerdings zu stehen, dass der E-Mobility-Markt, der aktuell vor allem nach großen Reichweiten trachtet, offenbar noch immer nicht reif ist für die Lithium-Eisenphosphat-Technologie. Nur so ist es wohl zu erklären, das A123 Systems, das bei seinem Börsengang am 24. September 2009 insgesamt 380 Mio. Dollar eingenommen hat, nach einer Quartalsmeldung der United States Securities and Exchange Commission seit seiner Gründung ein Defizit von 774 Mio. Dollar aufgehäuft hat.

Doch nicht nur A123 Systems kämpft angesichts des sich immer weiter hinauszögernden Massenstarts des E-Mobility-Marktes ums Überleben. So musste Ener 1 sich ins Chapter 11 flüchten, dasselbe gilt für Valence, das am 11. July dieses Jahres Chapter 11 angemeldet hat. In Europa ist derweil European Batteries auf der Suche nach Investoren, um die Zukunft des Unternehmens sicher zu stellen.

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