Der Markt brummt bei stationären Anwendungen

Weltmarkt für Brennstoffzellen bewegt sich 2014 auf 2 Milliarden Dollar zu

13. Februar 2014, 10:02 Uhr | Engelbert Hopf
Stationäre Applikationen, von der Notstrom- bis zur Hausenergieversorgung, sind bislang die dominierende Anwendung für Brennstoffzellen. Der Anteil portabler Lösungen, etwa für die Consumerelektronik, betrug 2013 bei einer Jahresproduktion von 215 MW gerade mal 0,3 bis0,4 MW. Setzt sich die Brennstoffzelle als Powerquelle im Fahrzeug durch, dürfte der E-Mobility-Anteil der Brennstoffzellen rasch steigen.
© The Fuel Cell Today

Kontinuierlich nähert sich der Weltmarkt für Brennstoffzellen der 2-Milliarden-Dollar-Marke. Klar dominieren dabei stationäre Lösungen. Brennstoffzellen als Powerquelle für Elektrofahrzeuge sind ein Versprechen an die Zukunft. In Deutschland lag der Brennstoffzellenumsatz 2013 bei rund 100 Millionen Euro.

Als Ende September letzten Jahres Daimler, Air Liquide, Linde, OMV, Shell und Total gemeinsam die H2-Mobility-Initiative aus der Taufe hoben, verfolgten sie damit ein großes Ziel: den flächendeckenden Einsatz von Brennstoffzellenfahrzeugen in Deutschland zu ermöglichen. Ausgehend von bislang 15 Wasserstofftankstellen in Deutschland, plant die Initiative den Bau von weiterem 100 H2-Tankstellen in den nächsten vier Jahren. Bis 2023 sollen es dann 400 sein. Dafür wollen die Kooperationspartner insgesamt 350 Millionen Euro in die Hand nehmen.

Zu den ersten Nutzern dieses H2-Tankstellennetzes könnten Fahrer zählen, die mit einer Brennstoffzellenversion des Tucson-Geländewagens von Hyundai unterwegs sind. Vorerst plant der koreanische Hersteller jedoch, das Fahrzeug ab Frühjahr 2014 nur in Südkalifornien anzubieten, wo neun der zehn in den USA vorhandenen H2-Tankstellen stehen. Dann vielleicht doch das Fuel Cell Elecric Vehicle von Toyota, das die Japaner öffentlichkeitswirksam Anfang Januar auf der CES 2014 in Las Vegas vorstellt haben? Doch auch dieses Fahrzeug soll, ab 2015, vorerst nur auf dem Heimatmarkt verkauft werden. So wird es dann wohl doch eher ein Daimler der B-Klasse sein, der ab 2017 auf deutschen Straßen rollen soll. Zudem bereiten Autohersteller wie Ford, Honda und Nissan den Start solcher Serienmodelle vor.

Kräftiger Zuwachs 2014

Brennstoffzellen für Fahrzeuge sind aus heutiger Sicht also vor allem ein Versprechen an die Zukunft , sie stellen nur einen Aspekt des wachsenden weltweiten Brennstoffzellenmarktes dar, der nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens Navigant Research bereits 2012 ein Umsatzvolumen von 1,3 Milliarden Dollar überschritten hat. Vor dem Hintergrund der prognostizierten Wachstumsraten dürfte sich das Weltmarktvolumen 2014 wohl der 2-Milliarden-Dollar-Grenze nähern oder sie sogar überschreiten. Wie kräftig der Zuwachs 2012 ausfiel, zeigt die Zahl der ausgelieferten Megawatts: Lag diese 2011 noch bei 40 MW, verdreifachte sich die Zahl 2012 auf 124 MW, Tendenz steigend.

So gehen die Autoren von »The Fuel Cell Today Industry Review 2013« für das letzte Jahr von einer Steigerung der verkaufen Brennstoffzellensysteme um 46 Prozent auf weltweit über 66.800 Systeme aus. Sie erwarten, dass sich die Summe der verkauften Megawatt im Vorjahr, ausgehend von etwa 166 MW im Jahr 2012 auf inzwischen rund 215 MW gesteigert haben dürfte.

Bezogen auf die einzelne Brennstoffzelle ist Asien auch 2013 seiner dominierenden Rolle als wichtigste Anwendungsregion für Brennstoffzellen gerecht geworden. Nach Einschätzung von The Fuell Cell Today entfielen auf diese Region bereits 2012 ganze 61 Prozent der ausgelieferten Systeme. Im Jahr 2013 hat sich dieser Prozentsatz nach Einschätzung der Marktbeobachter noch einmal auf nunmehr 75 Prozent erhöht. Bezogen auf die verkauften MW, fällt der Anteil nicht ganz so dominierend aus, lag aber 2012 bereits bei 52 Prozent. Für 2013 rechnen die Experten mit einem Anstieg auf 57 Prozent.

Auch 2013 war die Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle (PEMFC) die absolut dominierende Technologie, was die Zahl der weltweit verkauften Brennstoffzellen betrifft. Im Gegensatz zu anderen Brennstoffzellentypen finden PEMFCs in einer Vielzahl von Applikationen Verwendung, und sie lässt sich im Unterschied zu anderen Technologien sowohl in miniaturisierten Anwendungen als auch in großen Versionen zum Einsatz bringen. Betrachtet man die Verteilung zwischen den Technologien bezogen auf MWs, dann ergibt sich eine ausgewogenere Verteilung zwischen PEMFCs, Schmelzkarbonat-Brennstoffzellen (MCFC) und Festoxid-Brennstoffzellen (SOFC). Zurückzuführen ist das darauf, dass die beiden letzten Systeme vor allem in großen stationären Applikationen für die Energieversorgung zum Einsatz kommen.

Ein Blick auf die verschiedenen Einsatzbereiche von Brennstoffzellen macht klar: Der im Bezug auf MW absolut dominierende Anwendungsbereich ist nach wie vor der stationäre Einsatz. So gehen die Analysten von The Fuell Cell Today davon aus, dass 2012 etwa 75 Prozent der weltweiten verkaufen Brennstoffzellenleistung mit etwa 125 MW auf stationäre Lösungen entfiel. Dieser Anteil dürfte weiter steigen. Der Anteil portabler Lösungen, etwa für das Consumerelektronik-Segment, belief sich dagegen nach Einschätzung der Marktforscher 2013 auf 0,3 bis 0,4 MW. An dieser dominierenden Stellung stationärer Lösungen dürfte sich zumindest so lange nichts ändern, wie sich Brennstoffzellen nicht zu einer Massenlösung für Elektrofahrzeuge entwickeln. So erwartet die Consultingfirma GlobalData, dass sich das Umsatzvolumen stationärer Brennstoffzellenlösungen von 390 Millionen Dollar im Jahr 2012 bis 2020 auf etwa 7,52 Milliarden Dollar steigern dürfte. Trifft dies zu, entspräche das einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von sagenhaften 44,7 Prozent!

Parallel dazu steigt laut GlobalData die verkaufte MW-Leistung des Bereichs stationärer Brennstoffzellen von 186,9 MW im Jahr 2013 auf 6266 MW im Jahr 2020. Mit dieser steilen Absatzentwicklung geht ein deutlicher Preisverfall einher. Beliefen sich die Kosten pro kW 2013 noch auf 3000 Dollar, soll sich der Kilowattpreis laut GlobalData bis 2020 mit 1200 Dollar fast auf ein Drittel reduzieren.
Den kontinuierlich und inzwischen rasch wachsenden Bedarf an Brennstoffzellen führen die Analysten der verschiedenen Marktforschungsunternehmen vor allem auf drei Faktoren zurück: Die Rückbesinnung darauf, dass Wasserstoff eine attraktive und wichtige Rolle als Energiespeicherplattform für Energieanlagen darstellt, das wachsende Interesse internationaler Telekommunikationsunternehmen an der Nutzung von Brennstoffzellen für Backup-Power-Lösungen und die nun im zweiten Anlauf von den Automobilherstellern vorangetriebene Kommerzialisierung von Brennstoffzellen als Powerquelle für Elektrofahrzeuge.

Deutscher Brennstoffzellen-Markt

Für den deutschen Markt stammen die aktuellsten Markteinschätzungen aus dem Sommer 2013. Die Arbeitsgemeinschaft Brennstoffzellen des VDMA kam damals zu dem Schluss, dass der deutsche Brennstoffzellenmarkt bis 2020 ein Umsatzvolumen von knapp 2 Milliarden Euro erreichen könne. Gleichzeitig ging die Experten davon aus, dass der deutsche Brennstoffzellenmarkt bereits 2013 die 100-Millionen-Euro-Umsatzschwelle überschreiten könnte.

2012 hatten die Umsätze der deutschen Brennstoffzellenindustrie in den Bereichen Hausenergieversorgung, Industrieanwendung, Bord- und Notstromversorgung noch rund 80 Millionen Euro betragen. Die Zahl der in Deutschland verkauften Brennstoffzellen lag 2011 bei etwa 4000 Systemen, für 2015 erwartet der Arbeitskreis 14.000 verkaufte Brennstoffzellen. Für 2020 bewegen sich die Erwartungen der deutschen Branchenexperten bei über 100.000 im Jahr verkauften Brennstoffzellen. Bislang kommt der Großteil der in Deutschland produzierten Brennstoffzellen auch hierzulande zum Einsatz, die Exportquote betrug zuletzt 28 Prozent. Bis 2020, so die Erwartungen der Industrie, soll sich der Exportanteil in Richtung 50 Prozent der Produktion bewegen.

Mit dem Thema Brennstoffzellenfertigung verbindet sich auch die Hoffnung, hier eine Zukunftsindustrie mit erheblichem Wertschöpfungs- und Beschäftigungspotenzial in Deutschland aufzubauen. Aktuell beschäftigt die junge Branche rund 1500 Mitarbeiter. Johannes Schiel, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Brennstoffzellen im VDMA, geht davon aus, dass es gelingen kann, diese Zahl bis 2020 auf gut 6000 Mitarbeiter in Deutschland zu erhöhen.


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