Interview

»Batterien für die Primärregelleistung verdienen Geld«

19. Februar 2013, 9:10 Uhr | Heinz Arnold

»Im Primärregelmarkt können große Batterien bereits nach 10 Jahren abgeschrieben werden«, erklärt Prof. Dirk Uwe Sauer im Interview mit Energie & Technik. Das Investitionsrisiko sei im Vergleich zu Großanlagen wie Pumpspeicherwerken sogar relativ gering.

Prof. Dirk Uwe Sauer, RWTH Aachen:
Prof Dirk Uwe Sauer: »Wenn man von 20 Jahren Lebensdauer ausgeht, dann kann man mit Systemen, die maximal 1,2 Mio. Euro pro installiertem MW Leistung kosten, Geld verdienen.«
© RWTH Aachen

Energie & Technik: Ist die Batterietechnik schon so weit, dass sich über die Teilnahme am Primärregelmarkt damit Geld verdienen lässt?

Dirk Uwe Sauer: Grundsätzlich ist der Primärregelmarkt derjenige, der am attraktivsten ist, denn einerseits kommt der Batterie das Belastungsprofil entgegen und zum anderen wird derzeit ein guter Preis dafür bezahlt. Daher steht die Primärregelleistung bereits seit vielen Jahren im Fokus der Batteriesystementwickler.

Derzeit werden am Primärregelleistungsmarkt im Mittel knapp 2500 Euro/MW/Woche bezahlt. Wenn man davon ausgeht, dass man in 50 Wochen im Jahr den Zuschlag erhält und wenn man von 6 Prozent Kapitalzins und 20 Jahren Lebensdauer ausgeht – was erst gezeigt werden muss –, dann kann man mit Systemen, die maximal 1,2 Mio. Euro pro installiertem MW Leistung kosten, Geld verdienen. Das funktioniert aber nur, wenn eine sehr hohe Verfügbarkeit erreicht wird und wenn die Transaktionskosten für die Vermarktung der Primärregelleistung gering gehalten werden können.

Betreiber der Speicher können zusätzliche Services wie Spannungshaltung, Schwarzstartfähigkeit und Kurzschlussleistung anbieten. Ließe sich damit zusätzlich Geld verdienen?

Im Moment ist es sehr schwer, die anderen Serviceleistungen monetär zu verwerten. Aber definitiv sind das Stärken, die alle Batteriespeichersysteme mit ihren Umrichtern leisten können.

Wie groß ist der Markt für Primärregelleistung in Deutschland?

Er ist überschaubar: Der Gesamtprimärregelleistungsmarkt liegt in Deutschland knapp unter 600 MW. Mit 60 Anlagen von je 10 MW Leistung ist der Markt dann also gesättigt. Auch ist nicht ganz klar, ob noch Elastizität im Preis bei den bestehenden Anbietern bei weiterem Wettbewerb vorhanden ist.

Des Weiteren wird sich zeigen, ob nicht auch durch die Aggregation einer Vielzahl von kleinen Speichern, wie sie in Zukunft sicher vermehrt in Einzelhäusern mit PV-Anlagen stehen werden, auch Primärregelleistung angeboten werden kann. Diese Speicher haben den Wettbewerbsvorteil, dass sie sich primär durch den Eigenverbrauch des selber produzierten PV-Stroms finanzieren und dann zusätzlich am Primärregelmarkt Geld verdienen können.

Ganz risikolos ist also die Investition in große Batteriekraftwerke für den Primärregelmarkt nicht?

Risikolos sind derzeit im Energiesektor überhaupt keine Investitionen. Aber es steht völlig außer Frage, dass gerade der Primärregelmarkt ein attraktiver Einstiegsmarkt für Batteriespeicher ist. Wenn der Preis für eine Anlage beispielsweise nur 800.000 €/MW beträgt – ein in den kommenden Jahren durchaus realistischer Preis und mittelfristig noch nicht das untere Ende – dann ist unter den oben genannten Randbedingungen eine Abschreibung auch in 10 Jahren möglich.

Also doch eine große Chance?

Ja, denn genau das ist die große Stärke von Batteriespeichersystemen: relativ kurze Abschreibungszeiträume und vor allem innerhalb weniger Monate plan- und aufbaubar. Aufgebaut in Containern ergeben sich auch keine Standortprobleme und alleine das ist ein ganz großer Trumpf gegenüber allen größer dimensionierten Systemen wie z.B. Pumpspeicheranlagen, bei denen wir heute von einem Planungs- und Bauzeitraum von 10 Jahren und einem Amortisationszeitraum von 30 Jahren ausgehen müssen. Da sind die Marktrisiken sehr viel größer.

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