Wasserstoff speichert Wind- und Solarstrom

Neuartige »Power-to-Gas«-Konzepte auf der Hannover Messe

21. März 2013, 15:49 Uhr | Andreas Knoll
Die Natrium-Schwefel-Batterien (NAS) von NGK Insulators liefern eine elektrische Gesamtleistung im Megawatt-Bereich.
© NGK Insulators

Die Speicherung regenerativ erzeugten Stroms in Form von Wasserstoff ist Schwerpunktthema des Gemeinschaftsstands Wasserstoff und Brennstoffzellen. An Europas größtem Messeangebot dieser Art beteiligen sich 130 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus über 20 Ländern, davon 25 erstmalig.

15 Aussteller zeigen Technik, die das unstete Stromangebot aus Sonne und Wind in einen transportierbaren, speicherfähigen Energieträger umwandelt: Wasserstoff. Dieses umweltverträgliche Gas lässt sich zu synthetischem Erdgas weiterverarbeiten. Wasserstoff kann aber auch direkt, zum Beispiel in Brennstoffzellen mit Abwärmenutzung, zurückverstromt werden.

Auf 5000 qm Fläche direkt neben dem Windenergie-Bereich in Halle 27 und zusätzlich auf 15.000 qm Freigelände ist die ganze Bandbreite der Wasserstofftechnik zu begutachten: von der Herstellung bis zur Verwendung für die stationäre und mobile Stromlieferung durch Brennstoffzellen.

Auf dem Freigelände direkt neben der Halle 27 können die Messebesucher Elektrofahrzeuge von Daimler, GM/Opel, Toyota und Honda Probe fahren. Im Gegensatz zu mit einer Batterie betriebenen Elektrofahrzeugen wird der Fahrstrom direkt in den Brennstoffzellen der Autos aus mitgeführtem Wasserstoff erzeugt.

Auf dem Freigelände führt Linde dreimal täglich vor, wie diese Autos mit Wasserstoff betankt werden. Das gleiche für Nutzfahrzeuge zeigt ITM Power mit einem Brennstoffzellenbus, der Besucher auf dem Messegelände transportiert. Das britische Unternehmen erzeugt den dafür benötigten Wasserstoff an Ort und Stelle durch Elektrolyse: Wasser wird mit elektrischem Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten.

Die Initiative Brennstoffzelle (IBZ), in der Energieversorger und Heizungshersteller zusammenarbeiten, zeigt Brennstoffzellen-Heizgeräte. Diese ermöglichen, sich in einem Wohnhaus selbst mit Haushaltsstrom, Heizenergie und Warmwasser zu versorgen. Energetische Grundlage ist ein Erdgasanschluss oder eine Wasserstoffquelle.

Kurz- und mittelfristig sind besonders Brennstoffe gefragt, die zur bereits bestehenden Infrastruktur - Erdgasnetz, Heizkessel, Gaskraftwerke, Kraftfahrzeuge - passen. Erdgas sowie Benzin und Dieselkraftstoff sind solche Brennstoffe, doch wie kann man diese synthetisch mit Strom zum Beispiel aus Wind und Sonne herstellen?

Der Aussteller ZSW (Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg) ist am weltweit größten Power-to-Gas-Projekt beteiligt: In Niedersachsen wird im Sommer dieses Jahres eine Anlage fertiggestellt, die mit elektrischem Strom aus Wasser und Kohlendioxid genügend Methan, also synthetisches Erdgas, erzeugt, um damit 1500 Mittelklasse-Pkw zu betreiben.

Die Viessmann-Tochter Microbenergy zeigt ein kostengünstiges Verfahren, das ebenfalls aus Wasserstoff und Kohlendioxid synthetisches Erdgas macht, und zwar auf biologischem Weg: Mikroorganismen erledigen dies bei Zimmertemperatur. Das Kohlendioxid darf sogar direkt aus einer Biogasanlage stammen, muss also nicht einmal besonders rein sein.

Sunfire ist der Name eines Unternehmens, dessen »Power-to-Liquid«-Anlage aus Kohlendioxid und Wasser mit Hilfe elektrischen Stroms den Grundstoff für die Benzin-, Diesel- oder Kerosinherstellung erzeugen kann. Das Verfahren liefert Kohlenwasserstoffe, aus denen in einer klassischen Raffinerie die Kraftstoffe produziert werden können. In absehbarer Zeit soll der Wirkungsgrad so gesteigert werden, dass 70 Prozent der eingesetzten elektrischen Energie im flüssigen Endprodukt gebunden sind.

Last but not least zeigt NGK Insulators, wie sich Überschussstrom etwa aus Solar- und Windanlagen in Batterien speichern und bei Bedarf ins Netz einspeisen lässt. Die Natrium-Schwefel-Batterien (NAS) von NGK tragen dadurch zur Netzstabilität bei, sie liefern eine elektrische Gesamtleistung im Megawatt-Bereich. NAS-Batterien des japanischen Herstellers sind bereits an über 150 Orten weltweit im Einsatz.

Hannover Messe: Halle 27, Stand B66

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