Regelbare Ortsnetztransformatoren

Netzausbau vermeiden!

10. Juli 2012, 9:17 Uhr | Heinz Arnold
Regelbare Ortsnetztransformatoren (RONT) werden eine wesentliche Rolle bei der Aufrüstung des Smart Grid spielen.
© Maschinenfabrik Rheinhausen

Um das bestehende Netz zum Smart Grid aufzurüsten, werden auf der Niederspannungsebene regelbare Ortsnetztransformatoren (RONT) eine wesentliche Rolle spielen. Wir sprachen mit Rainer Bäsmann, Netzmanager von N-ERGIE Netz und Werner Höfer, Projektleiter RONT von Maschinenfabrik Rheinhausen, über die Vorteile der RONTs.

Was macht die regelbaren Ortsnetztrafos aus Sicht eines Energieversorgers attraktiv? Wie hoch sind die Kosten im Vergleich zu traditionellen Ortsnetztrafos? Wie sieht die Kosten-Nutzen-Rechnung aus?

Rainer Bäsmann: Der regelbare Ortsnetztrafo ist in den Fällen attraktiv, in denen in Ortsnetzen aufgrund einer hohen Energieeinspeisung die Spannung über die zulässigen Grenzen zu steigen droht, die Betriebsmittel – insbesondere die verlegten Niederspannungskabel –  aber noch nicht komplett ausgelastet sind. Durch einen RONT kann bei starker dezentraler Einspeisung die Spannung gesenkt werden und damit ein Netzausbau bis zum Erreichen der Auslastungsgrenze der Leitungen verschoben werden. Solange diese Grenze nicht erreicht ist, kann der Netzausbau sogar gänzlich entfallen. Selbst wenn die Grenze erreicht wird, kann dann unserer Ansicht nach mit dem RONT besser auf die lokale Situation reagiert werden und der Netzausbau effizienter erfolgen. Ein Vorteil dabei wird sein, dass der Eingriff in den öffentlichen Bereich – Straßen und Wege – geringer ausfallen kann.
Die Frage der Kosten-Nutzen-Rechnung kann momentan noch nicht endgültig beantwortet werden. Der Einsatz eines RONT wird dann eher wirtschaftlich sein, wenn das bestehende Stationsgebäude weiter genutzt werden kann oder der Netzausbau durch den RONT vermieden wird.

Eigenen sie sich vor allen für städtische Gebiet oder können sie auch auf dem Land mit hoch belasteten Einzelsträngen zum Einsatz kommen?

Rainer Bäsmann: Wir gehen momentan davon aus, dass der größere Einsatzbereich in ländlichen Gebieten liegen wird. Es ist aber auch absehbar, dass in städtischen Gebieten mit hoher Versorgungsleistung der Einsatz eines RONT sinnvoll sein kann, wenn es aufgrund der hohen Lasten zu sehr niedrigen Spannungen kommt. Ein weiteres Anwendungsgebiet sehen wir auch in den Fällen, in denen in einem Ortsnetz stark unterschiedliche Lastsituationen auftreten: Werktags mit hoher Versorgungsleistung eine eher niedrige Spannung und an Wochenenden ohne Last höhere Spannungen aufgrund der dezentralen Einspeisung.

Werner Höfer: Ein weiterer Aspekt ist die Option, dass auch Schwankungen aus der Mittelspannungsebene ausgeglichen werden können, was für einen verstärkten Einsatz in ländlichen Regionen spricht.
In welchen Stückzahlen die Einsatzmöglichkeiten liegen, wird momentan untersucht. Es gibt hier aber mehrere Einflussfaktoren, die noch nicht alle endgültig untersucht worden sind. Diese Fragen sind in den nächsten Monaten genauer zu beantworten und aus diesen Ergebnissen dann eine Einsatzstrategie abzuleiten. Diese wird sicherlich bei jedem Verteilnetzbetreiber etwas anders aussehen.

Der regelbare Ortsnetztrafo ist in den Fällen attraktiv, in denen in Ortsnetzen aufgrund einer hohen Energieeinspeisung die Spannung über die zulässigen Grenzen zu steigen droht, die Betriebsmittel – insbesondere die verlegten Niederspannungskabel –
Die regelbaren Ortsnetztransformatoren tragen dazu bei den Netzausbau zu reduzieren.
© Maschinenfabrik Rheinhausen

Lassen sich bestehende Trafos aufrüsten (und wäre das sinnvoll) oder müssen auf jeden Fall neue regelbare Trafos angeschafft werden?

Rainer Bäsmann: Für uns als Netzbetreiber ist es wichtig, dass RONTs in bestehenden Stationskörpern eingesetzt werden können. Die Lösung der Maschinenfabrik Reinhausen erfüllt diese Anforderung. Mit Nachrüstlösungen dürfte das jedoch nicht möglich sein, da zum einen die Stufung bestehender Ortsnetztransformatoren nicht passen wird. Zum anderen dürfte die Geometrie der bestehenden Trafos nicht passen.

Wie viele Trafos von den heute bestehenden sollten künftig regelbar sein, um mit der Einspeisung von Energie aus erneuerbaren Quellen zurecht zu kommen?

Rainer Bäsmann: Diese Frage ist schwer zu beantworten. Der RONT wird für eine Vielzahl der Probleme, die aktuell bei der Integration der erneuerbaren Energien auftreten, eine Lösung sein können. Langfristig wird eventuell auch die Erneuerungsstrategie der Mittelspannungsnetze von einem Betriebsmittel RONT beeinflusst werden. Sind hier größere Spannungsschwankungen möglich, kann eine Erneuerungsstrategie zukünftig zu anderen Netzstrukturen führen.


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