enercity Contracting GmbH

Contracting-Modelle für Energiezentralen

27. Februar 2014, 10:30 Uhr | Hagen Lang

Energiezentralen, über die der Auftraggeber Wärme, Kälte und/oder klimatisierte Luft für eine Facility bezieht, lassen sich wirtschaftlich vorteilhaft per Contracting betreiben. Die Besonderheiten der Nutzmedien müssen allerdings beachtet werden.

Mit etwa 2600 Mitarbeitern und 2,6 Milliarden € Umsatz gehört die Stadtwerke Hannover AG (enercity) zu den zehn größten Energieversorgern Deutschlands. Ein wichtiger und durch Beteiligungen und Aktivitäten der Tochtergesellschaften wachsender Geschäftsbereich der Niedersachsen ist das Contracting. Hier wurde 2012 ein Umsatz von 225 Millionen € erwirtschaftet. Der Absatz von Wärme- bzw. Kälteenergie betrug 2012 1.575 GWh, der Stromabsatz (aus KWK) 466 GWh. Die installierte Wärme- und Kälteleistung betrug 2012 1.388 MW thermisch und 92 MW elektrisch. 405 Mitarbeiter betreuten 1.818 Contracting Projekte.

2008 als 100-prozentige Tochter der Stadtwerke Hannover AG ausgegründet, betreibt die Tochter enercity Contracting GmbH (eCG) seit über 20 Jahren mehr als 1.100 Heiz- und Energiezentralen mit 590 MW installierter thermischer Wärmeleistung. Inklusive ihrer 100-prozentigen Tochter enercity Contracting Nord GmbH beschäftigt sie 70 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz in Höhe von etwa 77 Millionen €. Die eCG betreibt dabei unterschiedlichste Energieanlagen, vom 100kW-Heizkessel über Dampfanlagen bis zu großen Energiezentralen und KWKs und liefert neben Wärme insbesondere Kälte und KWK-Strom. Immobilien- und Wohnungswirtschaft sind ebenso Kunden wie Industrie, Gewerbe und öffentliche Einrichtungen. Zu ihren bekanntesten Projekten gehört die Realisierung der Wärmeversorgung der »Hafen City Ost« in Hamburg, dem gegenwärtig größten städtebaulichen Entwicklungsprojektes Europas. Das Projekt mit Investitionskosten von 15 Millionen € wird ab 2027 einen Wärmeabsatz von etwa 65 GWh/a umfassen.

Die eCG übernimmt Contracting-Aufgaben in unterschiedlichen Varianten, wobei allen Optionen gemein ist, dass die eCG die Verantwortung für die Technik der Energiezentralen der Kunden übernimmt und ihnen Wärme oder Kälte zu attraktiven Konditionen liefert. Möglich sind die Wartung, Reparatur und der Betrieb von Wärme- und Kälteerzeugungs- oder Lüftungsanlagen im Besitz und in der Liegenschaft des Kunden, wobei die eCG dessen Belieferung mit Nutzenergie aus der Anlage sicherstellt. Andererseits sind Wartung, Reparatur und Betrieb der Anlage in der Liegenschaft des Kunden aber im Besitz der eCG Usus, wobei die eCG die Neubau- oder Modernisierungskosten trägt und als Eigentümer der Energieerzeugungsanlage fungiert. Das Geschäftsfeld Contracting der Niedersachsen erstreckt sich von der Wärmebereitstellung aus Kesselanlagen unter Verwendung von Erdgas, HEL und Holz über die Wärmeerzeugung mittels Erdgas und HEL in BHKWs bis zur Dampferzeugung (Erdgas und HEL). Biogaserzeugung und -aufbereitung gehören ebenso zum Geschäftsfeld wie der Betrieb von Mittelspannungsanlagen und Trafos, Netzersatz- und USV-Anlagen sowie Kälte- und Lüftungsanlagen.

Als Vorteile des Kunden durch ein Contracting mit eCG sind dessen organisatorische Entlastung und seine höhere Liquidität durch die Übernahme der Investitionen durch eCG zu nennen; die Übernahme des technisch-wirtschaftlichen Risikos von Anlagenbetrieb und -Instandhaltung durch eCG sowie die Realisierung hoher Effizienzstandards und kundenspezifischer Wünsche schont ebenfalls die Ressourcen des Auftraggebers. Kostensenkend wirken sich Skaleneffekte beim Energieeinkauf sowie die Transparenz und Kalkulierbarkeit aller Kosten über die Vertragslaufzeit für den Kunden und ein zentrales Anlagen- und Störungsmanagement durch eCG aus.

Beim Contracting von Lüftungsanlagen und in Lüftungsanlagen integrierte Kälteanlagen sind spezifische Problematiken zu beachten, mit der die eCG besonders vertraut ist. So sind die Medien von Kälteanlagen aufgrund besonderer physikalischer Eigenschaften nicht mit normalen Kältezählern messbar. Auch Luft ist mit herkömmlichen Energiezählern nicht messbar, Luftvolumenstrommessungen häufig sehr ungenau. Weil die Energielieferungen direkt nur ungenau messbar sind, wendet eCG individuelle Umrechnungsfaktoren zur Bestimmung der Energielieferung als Strom oder Wärme an.

Je nach Vertragsgestaltung übernimmt die eCG den Kauf, die Pacht oder den Bau zentraler Kälte-, Lüftungs- und Klimaanlagen, wobei die Laufzeit 5 bis 20 Jahre beträgt. Der zu entrichtende Preis setzt sich aus den nach üblichen Formeln bestimmten verbrauchsunabhängigen Kosten (der Grundpreis) und den verbrauchsabhängigen Kosten (dem Arbeitspreis für Kälte oder Lüftung) zusammen. Vertraglich sichert die eCG die Lieferung einer bestimmten Lüftungsmenge bzw. Mindest-Lufttemperatur oder Kältelieferung bzw. Mindest-Kaltwassertemperatur zu und ist für die Vorhaltung der hierfür nötigen Anlagentechnik zuständig. Die Kälteerzeugung erfolgt je nach Erfordernis aus Ab- oder Adsorptionskälteanlagen und/oder Kompressionskälteanlagen und/oder freier Kühlung. Liefergrenze zum Kunden ist allgemein die jeweilige Lüftungsanlage oder ein Kälteverteiler der Kältezentrale.

Präzise Planung macht trotz spezifischer Schwierigkeiten bei Kälteanlagen auch die Nutzenergiebereitstellung aus Kälte- und Lüftungsanlagen in Contracting-Modellen attraktiv. Sie bieten gegenüber dem Eigenbetrieb der Anlagen finanzielle Vorteile und lohnen sich sowohl für den Contractor als auch den Auftraggeber.


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